Ratten, überall Ratten. Der schwarze Tod kommt nach Hamburg. Gnadenlos und über alle Stände erhaben brachte die Pest Leid, Tod und Verderben. Doch auch Hoffnung inmitten der Hoffnungslosigkeit, Widerstand unter den Machtlosen und unzählige Heldengeschichten brachte diese Zeit hervor. Der perfekte Nährboden für ein MONO INC.-Album, das seinesgleichen sucht, doch in dieser Form noch nicht existierte. Welcome To Hell tauften die 4 Hamburger ihr 10tes Werk, welches als Konzeptalbum mit Setting in der sehr dunklen Zeit des Mittelalters im 2-CD-Gewand daherkommt. Auf der ersten CD walzen MONO INC. in ihrer stilistisch einmaligen Dark-Rock-Manier alles weg, was sich ihnen in den Weg stellt. Nicht aber, ohne dabei ein Gefühlschaos anzurichten, dass von Erleichterung und Bestärkung bis hin zu Trauer, Ausweglosigkeit und Angst einfach jedem Hörer einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt. Durchzogen von mittelalterlichen Elementen wird man von MONO INC. in die Zeit der Pest versetzt, spürt die Verzweiflung, die sich in den Köpfen der Menschen damals einnistete und kommt trotzdem nicht umhin, sich an den Geschichten der Songs zu laben und immer und immer wieder auf Replay zu drücken. Die zweite CD vielsagend und doch geheimnisvoll Welcome To Heaven getauft verzaubert das geneigte Ohr durch eine wunderschöne und ruhige Instrumentierung. Die Songs der ersten CD werden hier im Stile eines Kammerorchesters neu interpretiert und die Kombination aus Klavier, Streichern und der einmaligen Stimme Martin Englers vermag es, ein völlig neues, intensives Gefühl für die Songs zu vermitteln. Im Gegensatz zu den Rocksongs der ersten CD vertieft man sich hier in die träumerische Poesie der Songs, welche die dichterische Schönheit von Unglück, Trauer und auch das Gefühl von Freiheit auf eine Weise darstellen kann, die man sich vorher nicht hätte ausdenken können. MONO INC. machen mit dieser Platte klar, dass sie nirgendwo anders genannt werden können als an der Spitze des Dark-Rock-Genres und die Erfolge der vorangegangenen Alben noch längst nicht die letzten waren.
Welcome To Hell
by MONO INC.
Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell die Band Mono Inc. Liedgut veröffentlicht. Nur kurz ist die Spanne zwischen Alben, Singles und zuletzt auch Live- und Best of-Kopplungen. Von einem Qualitätsverlust ist dabei nichts zu spüren, vielmehr wird spätestens nach zwei Jahren stets ein neues Albumkonzept präsentiert, inklusive komplett überarbeitetem sowie stets detailgetreuem Image. Im Vorfeld des neuen Werkes "Welcome to hell" wurde die Fanschar anno 2018 bereits durch eine aufwändig produzierte Single-Video-Trilogie auf das Thema des Albums eingestimmt. Die drei Mini-Spielfilme "Welcome to hell", "A vagabond's life" (feat. Eric Fish) sowie "Long live death" entführten bildgewaltig und stimmungsvoll ins Mittelalter, eine Zeit in der die Pest wütete und die Einwohnerzahl in Europa stark dezimierte. Der Zuschauer findet sich in einem dreckigen, teils brutalen Landleben wieder, das vom Kampf gegen die Krankheit gezeichnet ist. Die Menschlichkeit und die Liebe haben oft keine Chance gegen die Grausamkeit der Seuche, aber auch die der Mitmenschen. Heilung ist oft nicht in Sicht und der Tod wütet mit grausamer Hand. Trotzdem bleibt am Ende ein Funken Hoffnung zurück und inwiefern man daraus Parallelen zur heutigen Zeit ziehen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Im Albumkontext stechen natürlich zunächst die erwähnten drei Songs heraus, werden jedoch von den restlichen Tracks in Sachen Eingängigkeit oftmals eingeholt. Das stilistische Spektrum wurde geschickt um mittelalerliche Klänge erweitert, aber auch die weiblichen Stimmakzente sowie die Gitarren-Soli haben zusätzlichen Raum gewonnen. Von allem gibt es also (mal wieder) ein bisschen mehr und was ausgereizt schien, wird durch spannende Variationen erneut abwechslungsreich und kurzweilig gestaltet. Über all dem thematisierten Leiden und der Verwesung erstrahlt eine kohlrabenschwarze Sonne, die Ratten und Fliegen bevölkern die Landschaft. Man erlebt Krankenbett-Szenen und Begräbnisse, aber am Ende steht eben doch die bedingungslose Liebe. Da verwundert es nicht, wenn dem eigentlichen Album, ein zweites zur Seite gestellt wurde, das den vielsagenden Namen "Welcome to heaven" trägt. Auf diesem werden zehn der elf ursprünglichen Songs in reduzierten, klassischen Versionen dargeboten, welche die düstere Szenerie in einem geradezu sanften Licht erstrahlen lassen. Gefühlvoll und herzergreifend kann der Hörer hier das Werk noch einmal komplett neu erleben. Von allen Seiten betrachtet, hier hat man es mit einem wahrhaft beeindruckenden Epos zu tun.